Hildegard Niemann – Parrot Behaviour Consulting (PBC)
Nachrichten aus aller Welt rund um die Haltung, Pflege und Zucht sowie den Schutz von Papageien und Sittichen im Freiland – präsentiert vom Papageien-und-Sittich-Journal
Freilassung des 500. Kakadupatienten in Western Australia
26. April 2018: Seit einigen Jahren behandeln Tierärzte in der südwestaustralischen Metropole Perth verletzt aufgefundene Rabenkakadus, damit sie nach ihrer Genesung wieder in die Natur entlassen werden können. Mitte April konnte jetzt der 500. Patient, ein Banks-Rabenkakadu, nach seiner erfolgreichen Reha im Kaarakin Black Cockatoo Conservation Centre, gemeinsam mit vier weiteren Vögeln wieder in sein Habitat zurückkehren. Alle Kakadus sind mit GPS-Sendern ausgestattet und schlossen sich einem Schwarm auf Hotham Farm an. Dieses Areal 120 km südöstlich von Perth gehört zu den Flächen, deren Vegetation aufwendig „restauriert“ wurde, um den großen Vögeln genügend Brut- und Futterplätze zur Verfügung zu stellen. Die GPS-Signale sollen den Wissenschaftler der Murdoch University und anderen Organisationen wichtige Informationen über die Wanderungen und die Biologie der bedrohten schwarzen Kakadus im Bundesstaat Western Australia liefern.
Dramatischer Rückgang bei den Inkakakadus in Victoria
29. März 2018: Der Inkakakadu (Lophochroa leadbeateri) ist vor allem im Zentrum von Australien noch weit verbreitet, im dicht besiedelten Bundesstaat Victoria könnte er jedoch schon in wenigen Jahren verschwunden sein. Es gibt nur noch eine größere Population im Wyperfeld National Park nördlich von Melbourne. Hier hat sich die Zahl der Brutpaare von 62 (1998) auf 20 (2017) verringert. Die Vögel brüten nur in den uralten Zypressenbäumen (Callitris gracilis), die seit den 1850er Jahren zu den beliebtesten Nutzhölzern in der Region zählen. Gegen aggressive Nistplatzkonkurrenten wie die Rosakakadus (Eolophus roseicapilla) können sich die Inkakakadus in der Regel nicht durchsetzen. Was ist also zu tun? Soll man die Nistplatzkonkurrenten töten, um den Inkakakadus eine letzte Chance zu geben? Eine ethische Frage, die schwer zu beantworten ist und das Dilemma des Artenschutzes aufzeigt (Quelle: Australian Geographic).
Am 4. April 2018 startet der Great Cocky Count in Australien
27. März 2018: Der „Great Cocky Count“ (GCC) ist eine Langzeitstudie, an der sich jedermann im australischen Bundesstaat Western Australia beteiligen kann. Im Blickfeld stehen beim GCC besonders die aktuellen Zahlen an den Schlafplätzen der Carnabys Weißohr-Rabenkakadus (Zanda latirostris) und des Baudins Weißohr-Rabenkakadus (Z. baudinii) liefern. Am 4. April werden sich rund um Perth erneut zahlreiche Kakadu-Enthusiasten kurz vor der Dämmerung auf die Lauer legen. Es ist bereits der zehnte GCC, bei dem seit 2017 im Rahmen der neuen Intitiative „CockyWatch“ auch der Westaustralische Rotschwanz-Rabenkakadu (C. banksii naso) mit erfasst wird. Um die schwierige Identifizierung der drei Rabenkakadus im Südwesten Australiens zu erleichtern, hat BirdLife Australia Bilder und Tonaufnahmen der Vögel ins Netz gestellt. (Quelle: The West Australian).
Das Füttern der Keas ist für die Vögel lebensgefährlich
25. Februar 2018: BirdLife International hat darauf hingewiesen, dass das Füttern der Keas (Nestor notabilis) auf der südlichen Hauptinsel Neuseelands eine große Gefahr für die imposanten Bergpapageien darstellt. Touristen werden dringend gebeten, den Warnschildern Folge zu leisten und die Keas nicht zu füttern und Nahrung niemals unbeaufsichtigt zu lassen. Das Department of Conservation (DoC) will die Fressfeinde der Keas, vor allem verschiedene eingeschleppte Marder, durch das großflächige Abwerfen von Giftködern dezimieren. Neuseelands „Vogel des Jahres“ rührt die Fleischköder normalweise nicht an, es sei denn, es ist an den regelmäßigen Verzehr von „Junk Food“ in der Nähe von Restaurants und auf Picknick-Plätzen gewöhnt (Quelle: BirdLife International).
Neue Schutzstrategien für die Orangebauchsittiche
20. Februar 2018: Die australischen Artenschützer wollen keinen Versuch ungenutzt lassen, den hochgradig vom Aussterben bedrohten Orangebauchsittich (Neophema chrysogaster) zu retten. Die strapaziöse Reise der Vögel nach der Brutzeit über die Bass-Straße, der Meerenge zwischen dem australischen Festland und Tasmanien, überleben viele der ausgewilderten Sittiche nicht, da ihnen hierzu die körperliche Fitness fehlt. Die Forscher wollen daher in Melaleuca nach der Brutzeit die Hälfte der wilden Jungvögel und alle adulten Weibchen, die aus der Nachzucht stammen, wieder einfangen, ihnen die lebensgefährliche Passage über das Meer ersparen und sie in speziellen Großvolieren sicher über den Winter bringen (Quelle: Examiner).
Gelbbrustara (Ara ararauna)
Aras sind in Südamerika bedeutsame Samenverbreiter
12. Februar 2018: Erst in den letzten Jahren wurde klar, wie wichtig die großen Aras für die Aufrechterhaltung der Ökosysteme in Südamerika durch die Verbreitung von Samen sind. Man vermutet, dass 70 Prozent aller Baumarten auf die Verbreitung ihrer Samen durch Tiere setzt, die jeden Tag große Distanzen zurücklegen und die kostbare Fracht der Bäume weit entfernt vom „Mutterbaum“ wieder „entsorgen“. Eine neue Studie hat nun gezeigt, dass die drei Ara-Arten in der Baumsavanne von Beni im Norden Boliviens bedeutsame Samenverbreiter der Motacú-Palme sind und dabei effizienter sind als die ebenfalls samenverbreitenden Rinder (Quelle: Adrián Baños-Villalba et al. 2017, Scientific Reports).
Veröffentlichung zur Brutbiologie von Timneh-Papageien
8. Februar 2018: Der stark bedrohte Nachtsittich (Pezoporus occidentalis) ist seit Jahrzehnten der „heilige Gral“ der australischen Ornithologen. In den Jahren nach seiner Wiederentdeckung 2013 gab es kaum einen Monat ohne eine spektakuläre neue Beobachtung zur Lebensweise dieser nachtaktiven Papageienart. Viele bedeutsame Entdeckungen stammen aus dem Pullen Pullen Reserve in Queensland. Der Doktorand Nicholas Leseberg hatte nun nach 2016 zum zweiten Mal das Glück, einen Jungvogel des Nachtsittichs vor die Kamera zu bekommen [Link]. Der Vogel dürfte im September 2017 geschlüpft sein. Nachtsittiche können nach starken Regenfälle offenbar noch mindestens sieben Monate lang für Nachwuchs sorgen, bevor die Bedingungen hierfür zu trocken werden. Eine erfreuliche Erkenntnis für die Artenschützer, denen es im letzten Jahr gelungen ist, in fast allen großen Wüstengebieten Australiens Nachweise des Nachtsittichs zu erbringen.
Kakapo „Sirocco“ nach zwei Jahren wieder aufgetaucht
8. Februar 2018: Kakapo „Sirocco“, der berühmteste Papagei Neuseelands und seit 2010 Botschafter seiner hochbedrohten Art, ist vor fast zwei Jahren spurlos verschwunden. Er hatte sich zwischen seinen öffentlichen Auftritten eine außergewöhnlich lange Auszeit auf seiner kleinen Heimatinsel genommen. Da sein Sender nicht mehr funktionierte, mussten sich die Mitarbeiter des Department of Conservation in Geduld üben. Jetzt wurde Sirocco endlich wieder gesichtet! Was der Bursche die letzten 24 Monate auf seiner Insel, auf der er keine natürlichen Feinde hat, getrieben hat, wird sein Geheimnis bleiben. Die Kakapo-Freunde sind erleichtert, denn Sirocco wird sicherlich schon bald wieder auf große Werbetour für den Erhalt seiner Art gehen (Quelle: Otago Daily Times).
Timneh-Papagei
(Psittacus timneh)
Veröffentlichung zur Brutbiologie von Timneh-Papageien
6. Februar 2018: Es gibt leider kaum Informationen zur Brutbiologie des seltenen Timneh-Papageis (Psittacus timneh) aus dem Freiland. Daher ist es erfreulich, dass Anfang des Jahres eine Studie hierüber mit vielen Details veröffentlicht wurde. Zusammengetragen wurden die spannenden Informationen von einem 12-köpfigen Forscherteam um Daniel Lopes von der Universität Lissabon. Die Untersuchungen wurden im Bijagós-Archipel von Guinea-Bissau in Westafrika durchgeführt, einem UNESCO-Biosphärenreservat, das aus 88 küstennahen Inseln besteht und zu den wichtigsten Rückzugsgebieten der bedrohten Art gehört (Quelle: Daniel Lopes in Ostrich, Journal of African Ornithology; Bildquelle: Snowmanradio).
Einzelheiten der Studie werden am 22. Februar 2018 im Webinar „Papageien – schön, intelligent, geheimnisvoll“ von Diplom-Biologin Hildegard Niemann präsentiert. Interessenten können sich [hier] problemlos online anmelden..
Mönchssittich
(Myopsitta monachus)
Mönchssittiche breiten sich in Mexiko stark aus
31. Januar 2018: Mönchssittiche (Myopsitta monachus) stammen ursprünglich aus Südamerika, sind aber in vielen Ländern der Welt heute als Neozoen zu Hause. Die „grüne Plage“ begann ihren Siegeszug in Mexiko vor rund 20 Jahren. Von der Hauptstadt Mexiko-Stadt breiteten sich die Mönchssittiche unaufhaltsam aus und sind mittlerweile in fast allen Bundesstaaten nachgewiesen worden. Regelrecht explodiert ist die Population nach 2008. In diesem Jahr verabschiedete die mexikanische Regierung ein Gesetz, dass den Erwerb heimischer Papageien verbot. Erst sechs Jahre später folgte der Importstopp für fremdländische Spezies. In der Zwischenzeit boomte der Markt mit Ziervögeln, auch mit Mönchssittichen. Ende 2016 gab es bereits in 97 mexikanischen Städten verwilderte Populationen dieser Papageien, die in Mexiko seitdem als invasive Art gilt. (Quelle: PLOS One).
Goffinkakadus schlagen Primaten in der Formenerkennung
29. Januar 2018: Die Goffinkakadus des Messerli-Forschungsinstitutes in Wien sind in der Erkennung komplizierter Formen Primaten wie zum Beispiel Schimpansen deutlich überlegen. Den Versuchsvögeln in Wien standen mehrere asymmetrische Objekte zur Verfügung, von denen nur eins exakt in den Schlitz einer Box mit einem Leckerchen passte. Die Kakadus hatte keine Mühe, schnell das richtige Objekt zu finden (VIDEO). Die Ergebnisse der Versuchsreihe hat die Studentin Cornelia Habl jetzt im Online-Journal PLOS One veröffentlicht. Den sogenannten „Key-Box“-Test meistern Schimpansen erst nach einem längeren Training, Kleinkinder schaffen es erst mit drei Jahren, komplexere Formen richtig zu platzieren. Die Kakadus schafften die Tests hingegen ohne Training. (Quelle: PLOS One).
Gelbbrustara (Ara ararauna)
Das Seen-System von Tarapoto ist jetzt Ramsar-Gebiet
26. Januar 2018: Das sogenannte Ramsar-Übereinkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der 1975 in Kraft trat und den weltweiten Schutz von Feuchtgebieten sicherstellen soll. Bis heute haben 169 Staaten diese Konvention ratifiziert und über 2.000 Seen und Sumpfgebiete weltweit unter Schutz gestellt. Neu hinzugekommen ist jetzt das vom Amazonas gespeiste Feuchtgebiet des Lago Tarapoto im äußersten Südosten Kolumbiens an der Grenze zu Peru. Es handelt sich um eine besonders artenreiche Region Südamerikas, an dem mindestens 300 Vogelarten nachgewiesen wurden, darunter viele Papageien wie die großen Aras und andere bedrohte Spezies. Ein wichtiger Schritt zum Erhalt der einzigartigen Biodiversität am Oberlauf des Amazonas. (Quelle: World Wide Fund for Nature).
Graupapagei (Psittacus erithacus)
Republik Kongo stoppt den Export von Graupapageien
24. Januar 2018: Die Demokratische Republik Kongo hatte sich wie auch die Republik Südafrika lange dagegen gewehrt, die Höherstufung der Grauen auf den Anhang I der CITES, also der höchsten Schutzstufe, die im Februar 2017 in Kraft getreten ist, zu unterstützen. Für den Erhalt der bedrohten Vögel in der Natur war jedoch ein gesetzliches Verbot legaler Exporte aus dem Kongo essenziell. Die jetzige Zustimmung des Kongo, das Handelsverbot mit wildgefangenen Exemplare der Grauen umzusetzen, ist ein äußerst wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Den illegalen Handel mit Graupapageien einzudämmen, wird weitaus komplizierter werden. Dies wird nur gelingen, wenn die Absatzmärkte in Asien konsequent auf die Einfuhr dieser Vögel aus Wildbeständen verzichten (Quelle: CITES).
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